Allgemein
Name – Veit von der Ölmühle
Rasse – Deerhound
Geschlecht – Rüde
geboren – 27.8.2024
Farbe – grau gestromt
bei mir seit – 20.12.2025
18.12.2025
Nachdem ich die ersten Heulattacken hinter mich gebracht und Lord Cameron innerlich verabschiedet hatte, stand für mich fest: Ich brauche wieder einen Hund. Ein kurzer gedanklicher Abstecher zum Flat Coated Retriever dauerte nur wenige Stunden. Schnell merkte ich, dass mein Herz weiterhin am Deerhound hängt – und damit an der Ölmühle. Dort hatte ich vor vier Jahren Lord Cameron bekommen.
Also rief ich Jürgen Rösner-Papenfuß an, den Inhaber des Zwingers von der Ölmühle. Ich teilte ihm mit, dass Lord Cameron verstorben ist und ich gerne wieder einen Deerhound-Welpen hätte. Seine Antwort traf mich unerwartet: Er habe gerade einen Wurf, abgabebereit in zwei Wochen. Ich könne aber schon vorher vorbeikommen und mir die Welpen ansehen.
Natürlich wollte ich das. Wir vereinbarten einen Termin für Samstag – zwei Tage später. Der Gedanke, die Welpen zu sehen, gab mir zum ersten Mal seit Lord Camerons Tod wieder ein positives Hundegefühl.
20.12.2025
Der Besuch in der Ölmühle verlief von Beginn an ruhig und klar. Jürgen Rösner-Papenfuß empfing mich herzlich. Seine erste Frage war direkt: Was willst du eigentlich – einen Welpen oder einen bereits erwachsenen Hund? Meine spontane Gegenfrage kam ebenso direkt: Du hast einen erwachsenen Hund? Seine Antwort war knapp: Ja, den Veit.
Wir gingen zu den Zwingern, und dort zeigte er mir Veit. Wir beschnupperten uns im wörtlichen wie im übertragenen Sinn und waren uns auf Anhieb sympathisch. Veit war ein völlig anderer Hund als Lord Cameron. Jung, verspielt, körperlich etwas kleiner aber verhältnismäßig besser bemuskelt. Viel verspielter, noch schmusiger als Cameron und super lieb zu allem was zwei oder vier Beine hat. Ein Hund mit einer ganz eigenen Ausstrahlung. Ein Jahr und vier Monate alt, also mitten in der klassischen Sturm-und-Drang-Phase eines jungen Deerhounds.
Es folgte eine kurze Überlegung. Meine Frau und ich waren uns schnell einig: Wir nehme doch keinen Welpen, wir nehmen Veit. Nicht zuletzt auch deshalb, weil damit die intensive Welpenarbeit entfiel. Bei einer Tasse Kaffee wurden Jürgen und ich uns rasch handelseinig. Die Verträge wurden unterschrieben, die Papiere ausgetauscht, Geld überwiesen. Ein wenig Smalltalk, dann kam Veit ins Auto, und wir machten uns auf den Heimweg.
Die Fahrt verlief vollkommen problemlos. Kein Jaulen, kein Erbrechen, kein auffälliges Verhalten. Lediglich das Einsteigen ins Auto bereitete Veit zunächst Schwierigkeiten. Mit etwas Geduld, ein wenig Hilfestellung und sanftem Nachdruck ließ sich dieses Problem jedoch lösen. Dass dieses „kleine“ Einsteigeproblem zu Hause zu einem größeren Thema werden sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Veit kannte keine Treppen. Er fand sie ausgesprochen unheimlich. Weder hinauf noch hinunter wollte er sich bewegen. Wir wohnen jedoch im ersten Stock. Jeder Weg führte zwangsläufig über eine Treppe: nach Hause, in den Garten zum Pipi machen, zur Hunderunde. Es waren keine langen Treppen, nur wenige Stufen – doch bereits zwei Stufen stellten für Veit ein absolutes No-Go dar. Zureden half nicht. Am Ende blieb nur, ihn Stück für Stück zu tragen und mit vorsichtigem Nachdruck zu unterstützen.
Unser Schlafzimmer, in dem bereits eine Decke für ihn lag, wurde schnell zu seinem Rückzugsort. Dort kam er zur Ruhe. Und das war in diesem Moment genau richtig. Seine Nervösität legte sich langsam. Sehr langsam. Alles Neu, die bisherigen Kumpels nicht da, Fressen war auch anders. Im Moment ist alles doof, aus seiner Sicht. Die Nacht war übrigens genau so doof, aus seiner Sicht.
21.12.2025
Gestern haben wir erneut an der Zwei-Stufen-Treppe geübt. Der Erfolg war überschaubar. Die Treppe funktioniert derzeit nur mit moderatem Zwang. Schön ist das nicht, aber im Moment unvermeidbar.
Der Garten hingegen ist ganz klar sein Revier. Groß, Wiese, Platz zum Toben und Laufen, überall Gerüche und Dinge, die entdeckt werden wollen. In vielem erinnert er wohl an den ihm bekannten Zwinger, nur deutlich größer. Über 2000 Quadratmeter bieten genug Raum, um auch einmal im Galopp loszulegen. Das nutzt Veit aus.
Sowohl die kleinen als auch die großen Geschäfte wurden zuverlässig erledigt. Das ist ein gutes Zeichen. Die gestrige Fleisch-Pansen-Gemüse-Ration zeigte sich heute im Kot: fest, kein Durchfall, alles gut vertragen. Vielleicht haben wir Glück, und das Darmmikrobiom stellt sich zügig und ohne größere Probleme um.
Die Treppe bleibt jedoch das große Thema. Nach wie vor bereitet sie ihm erhebliche Schwierigkeiten. Heute werden wir gezielt daran arbeiten, dass Veit seine Hinterhand wahrnimmt und bewusst einsetzt. Die Vorderhand bekommt er inzwischen ordentlich auf die Stufen. Nach zwei Stufen ist jedoch Schluss. Ab diesem Punkt müsste die Hinterhand folgen, doch genau die scheint für ihn derzeit nicht zu existieren. Offenbar ist die Erkenntnis, dass dort hinten noch Beine sind und man sie aktiv benutzen kann, noch nicht angekommen.
Mittags haben wir einen etwa einstündigen Spaziergang in einem Park gemacht. Viele Menschen, viele Hunde, insgesamt aber eine ruhige Umgebung. Für Veit war das alles völlig unproblematisch. Menschen sind in Ordnung, Kinder findet er besonders interessant, Hunde werden kurz beschnuppert, dann ist die Sache erledigt. Insgesamt wirkte er ausgesprochen entspannt. Die Leinenführigkeit ließ anfangs noch zu wünschen übrig. So oft, wie ich über ihn gestolpert bin, weil er mir wieder direkt vor die Füße lief, bin ich noch über keinen Hund gestolpert. Nach etwa dreiviertel Stunde lief er jedoch bereits locker bei Fuß. Ohne Ziehen, ohne Ansage von mir. Auffällig war, dass er jede meiner Richtungsänderungen sofort mitging. Er hatte mich permanent im Blick und orientierte sich klar an mir. Eine sehr gute und hilfreiche Eigenschaft.
Der Spaziergang endete in einem Restaurant. Es war relativ leer. Veit legte sich ruhig in eine Ecke, beobachtete das Geschehen und blieb entspannt. Genau so verhält sich ein Hund, den man problemlos mitnehmen kann.
Übrigens: Das Ein- und Aussteigen ins Auto klappt inzwischen ohne Hilfe. Auch das sind immerhin zwei Stufen. Ein kleiner, aber wichtiger Fortschritt.
In den vergangenen zwei Tagen hat sich deutlich gezeigt, dass Veit ein sehr aufmerksamer, neugieriger und wissbegieriger Hund ist. Das sind hervorragende Voraussetzungen für die Zukunft, für Lernen und für Ausbildung.
Der Tag endete durchweg positiv. Das Futter wurde abends gerne, wenn auch langsam, angenommen. Fleisch ist gut, Pansen ist gut, Gemüse eher so mittel. Insgesamt bin ich mehr als zufrieden.
22.12.2025
Nach einer ruhigen Nacht und einem frühen Aufstehen gingen wir direkt in den Garten. Natürlich wieder über die Treppe nach unten, und natürlich war das Treppenthema noch präsent. Aber das Zerren, Schieben und Ziehen war deutlich weniger nötig. Nach erledigtem Geschäft ging Veit ganz von allein die Treppe wieder hinauf. Noch etwas wackelig, aber selbstständig. Mehr kann man an dieser Stelle nicht erwarten. Zwei Stunden später klappte es auch allein die Treppe hinunter und wieder hinauf. Damit war das Treppenproblem im Kern gelöst. Offenbar hatte Veit nun verstanden, dass am Ende des Hundes noch Beine sind – und dass man diese auch gezielt einsetzen kann.
Da ein echter Windhund ein ordentliches Halsband braucht, stand der nächste Programmpunkt fest. Nicht übertrieben breit, aber spürbar breiter als ein normales Halsband sollte es sein. Also Hund ins Auto und ab nach Bielefeld zu Hunter. Dort kaufe ich gern. Liegt fast vor der Haustür. Normalerweise ist dort alles ruhig, gut sortiert und entspannt. Heute allerdings nicht. Rund zwanzig Hunde und etwa vierzig Menschen tummelten sich im Laden. Und Veit und ich mitten hindurch. Ohne Knurren, ohne Anmache, ohne Ziehen. An lockerer Leine gingen wir an allen Hunden und ihren Besitzern vorbei. Genau so stellt man sich das vor. Als Belohnung gab es ein sehr schönes Halsband aus butterweichem Fettleder.
Auf dem Rückweg musste ich noch kurz in den Baumarkt. Veit blieb allein im Auto. Zur Sicherheit stellte ich eine Kamera auf. Im Nachhinein völlig überflüssig. Veit lag im Auto und döste vor sich hin. Kein Bellen, kein Jaulen, nichts zerstört. Wieder zu Hause ging es durch den Garten und anschließend die Treppe hinauf. Ganz allein.
Am Nachmittag habe ich erneut versucht, Veit mit den Hühnern zusammenzuführen. Dieser Versuch ist gescheitert. Es gab zwar kein totes Tier, zwei Hühner trugen jedoch leichte Blessuren davon.
Interessant war jedoch Veits Verhalten im Detail. Er jagte die Hühner, fing eines mit dem Fang und fixierte es mit den Pfoten. An diesem Punkt brach das Jagd-Verhalten ab. Veit machte nicht weiter. Stattdessen sah er mich an, fast so, als würde er fragen: Und nun? Was soll ich jetzt tun?
Die klassische Jagdkette – jagen, fangen, töten, fressen – wurde nach dem ‘fangen’ unterbrochen. Genau an dieser Stelle stoppte das Verhalten. Das ist ein wichtiger Befund. Er zeigt, dass zwar ein ausgeprägter Jagdimpuls vorhanden ist, die Kette jedoch nicht vollständig durchläuft. Das ist keine Entwarnung, aber eine gute Ausgangslage für weiteres Management und gezielte Arbeit.
Auch beim Fressen zeigen sich Veränderungen. Veit frisst inzwischen deutlich schneller und vor allem vollständig. Das Futter bleibt nicht liegen, es wird konsequent aufgenommen. Futterneid gegenüber Menschen ist nicht vorhanden. Ich kann ihm das Futter problemlos wegnehmen, ohne Spannung, ohne Drohverhalten, ohne jede Form von Absicherung. Das spricht für eine gute Grundsouveränität im direkten Umgang.
Demgegenüber steht jedoch ein ausgeprägtes Beute- und Klauverhalten. Alles, was essbar ist, betrachtet Veit als seins. Und zwar kompromisslos. Alles, was erreichbar ist, wird genommen. Unabhängig davon, ob es ihm gehört oder nicht. Das Problem liegt weniger im Willen als in den Fähigkeiten: Veit kommt nahezu überall dran. Arbeitsflächen, Tische, Ablagen – Reichweite ist für ihn kein begrenzender Faktor.
Dieses Verhalten ist klar zu trennen vom klassischen Futterneid. Es handelt sich nicht um Verteidigung, sondern um opportunistisches Beuteverhalten. Finden, sichern, behalten. Ohne Aggression, aber mit Konsequenz. Das ist weder ungewöhnlich noch überraschend, muss aber strukturiert gemanagt und sauber trainiert werden, wenn Zusammenleben funktionieren soll.
23.12.2025
Die Nacht verlief insgesamt ruhig. Veit weckte mich zwar gegen 2:30 Uhr, weil er nach draußen musste, danach schliefen Hund und Herrchen jedoch bis etwa 7:30 Uhr weiter. Tagsüber wirkt er noch relativ unruhig. Vermutlich sucht er seine bisherigen Kumpel aus dem Zwinger, und zusätzlich ist hier schlicht alles anders. Das ist nicht überraschend, es ist erst der dritte Tag. Sein Wesen bleibt dabei weiterhin angenehm.
Heute habe ich begonnen, den Klicker zu konditionieren. Seine Aufmerksamkeit war dabei noch suboptimal. Das passt zum Gesamtbild: Im Moment verarbeitet Veit vor allem seine neue Umgebung, Lernen steht aktuell noch nicht im Vordergrund.
Am dritten Tag zeigt sich deutlich, dass er beginnt, die Wohnung zu erkunden. Er beschränkt sich nicht mehr nur auf das Schlafzimmer als Rückzugsort, sondern läuft durch alle Räume. Alles wird untersucht, beschnuppert und anschließend oft mit einem hastigen Rückzug quittäsziert. Besonders bewegte Dinge oder Geräusche verunsichern ihn. Alles ist neu, alles ist potenziell gruselig. Sein bisheriges Umfeld bestand aus Zwinger und großer Auslaufwiese, mehr nicht. Entsprechend reagiert er auf Alltagsgeräusche: Tupperdose öffnen, Toilettenspülung, Stuhl rücken, Mikrowelle. Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen. Er ist eindeutig ein kleiner Angsthase. Gleichzeitig ist er neugierig, und genau das ist entscheidend.
Heute stand außerdem ein Weihnachtsbesuch bei unserem Sohn an. Für Veit erneut eine völlig neue Situation: fremde Räume, neue Gerüche, neue Menschen. Ich setzte mich bewusst auf einen Stuhl in eine Ecke, um Abstand zum größten Trubel zu schaffen. Veit legte sich neben mich und blieb ruhig. Zwischendurch stand er auf, um sich etwas Nähe und Streicheleinheiten abzuholen, verbrachte den rund dreistündigen Besuch aber insgesamt sehr entspannt.
Abends gab es Futter. Das Barf nimmt er hervorragend an. Er frisst gut, und die Verdauung ist optimal. Der Kot ist fest und dunkel, genau so, wie man es sich wünscht.
Eine kleine Kuriosität zeigt sich beim Spazierengehen. Wir sind ein bis zwei Stunden unterwegs, und Veit hebt kein einziges Mal das Bein, erledigt weder kleine noch große Geschäfte. Sobald wir wieder zu Hause sind und ich ihn in den Garten lasse, passiert beides sofort. Offenbar ist der Garten für ihn aktuell der einzig sichere Ort für diese Dinge.
Ich gehe davon aus, dass der Garten für Veit im Moment eine Art großer Zwinger ist. Ein vertrauter, klar begrenzter Raum, in dem er sich sicher fühlt. Dort hält er sich gern auf. Wahrscheinlich erinnert ihn der Garten an seinen bisherigen Zwinger, den er kannte und in dem er sich offenbar wohlgefühlt hat. Öffnet sich die Tür, ist Veit sofort draußen. Er schaut, schnüffelt, erledigt seine Geschäfte. Ebenso schnell kommt er aber auch wieder herein. Der Garten dient ihm nicht als Aufenthaltsraum, sondern als funktionaler, sicherer Ort.
Der Garten ist ausbruchssicher, was zusätzliche Sicherheit gibt. Auch die Wendeltreppe mit ihren 23 Stufen stellt inzwischen kein Problem mehr dar. Sie wird selbstverständlich genutzt, ohne Zögern, ohne Unsicherheit.
Die Hühner bleiben vorerst eingesperrt. Das ist eine notwendige Managementmaßnahme und im Moment nicht verhandelbar. Obwohl Veit mich jedes mal im Garten danach fragt. Er ist eben ein Jäger.
24.12.2025
Die Nacht verlief durchgehend ruhig. Als meine Frau und ich ins Bett gingen, war auch für Veit Ruhe angesagt. Er legte sich hin und schlief. Ohne Unruhe, ohne nächtliches Umherlaufen. Auch der Morgen begann angenehm. Gegen 7:30 Uhr meldete er sich, dann ging es direkt nach draußen in den Garten. Dort erledigte er seine Geschäfte und drehte noch eine kurze Runde im Lauf, bevor wir wieder hineingingen.
Morgens bekommt Veit derzeit noch eine kleine Futterportion. Langfristig möchte ich das auf eine Mahlzeit am Tag zurückführen. Im Moment dient die kleine Morgenration vor allem der Struktur und der Sicherheit im Tagesablauf.
